Besuch in der Musikschule Deutsch Wagram in Österreich

Vom 27. bis 29. April 2011 besuchten wir die Musikschule in Deutsch Wagram am Rande Wiens und veranstalteten zusammen mit dem Chor des ORG Deutsch Wagram ein gemeinsames Konzert.

Unsere Gastgeber empfingen uns mit viel Wärme und Herzlichkeit und zeigten tiefes Mitgefühl angesichts der Erdbebenkatastrophe, die sich erst kurz vor unserem Besuch in Japan ereignet hatte. So kletterte beispielsweise der Bürgermeister von Deutsch Wagram persönlich auf den Maibaum vor der Stadtgemeinde, um dort einen großen, von uns mitgebrachten japanischen Karpfenwimpel neben der österreichischen Flagge anzubringen. Uns ist immer noch sehr schön in Erinnerung, wie unsere Gastgeber dann für das gesundheitliche Wohl der japanischen Kinder gebetet haben.

Neben der Suche nach Liedern, die die japanische Sprache und ihre poetische Natur vermitteln, war es uns auch wichtig, mit den SchülerInnen über das Thema unseres Konzerts: Die “Blüten in unserem Herzen” zu sprechen. Daraus wurde ein großartiges Gespräch über “Wege der Menschen”.

Wir möchten hier nun sowohl den Bericht aus Deutsch-Wagram, als auch unsere Umfrage unter den SchülerInnen vorstellen:

Umfrage unter den SchülerInnen, die im Chor unserer Aufführung sangen:

Liebe Schüler und Schülerinnen der Musikschule Deutsch Wagram!

Wir freuen uns schon sehr darauf, euch alle im April kennen zu lernen, mit euch zusammen zu arbeiten und sind schon sehr gespannt darauf euch singen zu hören!

Vor der Aufführung, die wir mit euch gemeinsam durchführen werden, möchten wir euch bitten, an dieser kurzen Umfrage Teil zu nehmen.
Das Thema dieses Projekts ist „Die Blüte, die in unserem Herzen schlummert“ und wir würden von euch gerne wissen, wann und bei welchen Begebenheiten sich in eurem Herzen eine Blüte regt oder zu sprießen beginnt.
Als Beispiel dessen, was wir mit dem Ausdruck „das Erscheinen der Blüte in unserem Herzen“ meinen, passt folgende Begebenheit: Als Chopin die „Etüde Op.10 Nr.3“ („Abschiedslied“) komponierte und dann hörte, wie wunderbar einer seiner Schüler das Stück spielte, soll er begeistert: „Oh, meine Heimat!“ ausgerufen haben. Man könnte sagen, dass in diesem Moment in Chopins Herz die bis dahin schlummernde Blüte seiner Heimat erschien und erblühte.
Es handelt sich um jenes Gefühl, jene Wärme, die man im Herzen verspürt, wenn man eine Blume sieht und ihre Schönheit bewundert.

– Jenes Gefühl, das man verspürt, wenn man an einen geliebten Menschen denkt und nicht weiß, wann man ihn wieder sehen wird.
– Jene Blüte in unserem Herzen, die spießt, wenn man Kindern beim Spielen zusieht und sich ihrer Unschuld und Liebenswürdigkeit bewusst wird.
– Jene Blüte, die sprießt, wenn man die Hand eines alten Menschen berührt, deren warme, weiche Haut spürt und voll Ehrfurcht sich ihrer tiefen Falten bewusst wird.
– Jene Blüte in unseren Tränen, die wir vergießen, wenn wir die Hand der kranken Mutter halten und uns wünschen, wir hätten ihr mehr Zuneigung gezeigt.
– Jene Blüte, die in unseren Gedanken an unsere Heimat, den Ort an dem wir aufgewachsen sind, erblüht. Die Verfasserin von „Stadt der Blumen“, eines der japanischen Lieder, die wir mit euch singen werden, sah nach dem Ende des zweiten Weltkrieges die Trümmer und verbrannten Felder und beschreibt eine Sehnsucht, die stärker ist als die nach einer warmen Suppe oder einer wärmenden Decke.
– Es handelt sich um die Sehnsucht nach einer Stadt der Blumen, die den Namen „Frieden“ trägt.

In diesem Sinne erzählt uns bitte, wann bei euch diese schlummernde Blüte in eurem Herzen erwacht.

Die Antworten der SchülerInnen:

Gestern in der Chorstunde gab es einige nette Ideen für Situationen, in denen uns “das Herz aufgeht”:

1. bei Gemeinschaftserlebnissen, z.B. mit der ganzen Klasse im Fernsehen bei einem Wettbewerb mitmachen, das hat eine Schülerin mit 14 Jahren erlebt und sich ganz Eins gefühlt mit seiner Klasse..
2. ein Mädchen hat das, wenn sie mit ihrer Oma “ein Gläschen Wein trinkt” und plaudert, Zeit nehmen und ganz aufmerksam sein…
3. die ganze Familie beisammen ist und wir haben Zeit füreinander
4. wenn ich mit meinem Freund auf der “Alten Donau” Tretbootfahren gehe
5. wenn ich mein Heimatdorf von den Weinhügeln aus im Tal liegen sehe, fühle ich “Liebe” zu dieser Heimat
6. wenn ich mit dem Pferd auf einer weiten Ebene reite und die Haare fliegen im Wind
7. wenn ich mit meiner Familie Weihnachtskekse backe
8. ich erlebe Glück in Gemeinsamkeit mit anderen Menschen, beim gemeinsamen Musizieren, Singen, im Orchester, im Chor,…
9. wenn ich mit Freunden auf den Adventmarkt gehe
10. wenn ich etwas sehr Schönes gekauft habe, das gut zu mir passt
11. wenn ich ein gutes Buch lese
12. wenn ich mit einem netten Partner im richtigen Rhythmus zu schöner Musik tanze
13. wenn ich nach harter Arbeit siege
14. als meine Großeltern Goldene Hochzeit feierten, war ich so glücklich darüber, dass diese beiden Leute schon so lange glücklich zusammen leben
15. wenn ich mit meiner Freundin gemeinsam bastle, wir basteln z.B. Schmuck und tragen ihn dann beide
16. wenn ich mich mit jemandem versöhne, mit dem ich davor Streit hatte

Auftretende:
(^^) Prof. Akiyoshi Okazaki (Flöte)
(^^) Naoko Endo (Musikalische Leitung, Flöte)
(^^) Aya (Rezitation)

Hier möchten wir noch einige Dankesworte an alle Mitwirkenden richten: Diese gemeinsame Aufführung im interkulturellen Austausch zwischen Österreich und Japan wäre nicht möglich gewesen, hätten nicht der in Wien lebende Herr Tsukui und seine Familie die Vermittlung übernommen.
Weiters möchten wir dem Bürgermeister von Deutsch Wagram, Herrn Friedrich Quirgst, Frau Ltg. Mag. Ulrike Gaerber, die uns neben der Leitung des SchülerInnenchors sehr viel Unterstützung bot, und Herrn Kulturstadtrat Mag. Franz Spehn, Herrn Ltg. Gernot Cernajsek und Frau Mag. Eva Steinhauser danken.
Außerdem möchten wir unseren Dank auch Herrn Prof. Akiyoshi Okazaki von der Shōbi Universität aussprechen, der sich bereit erklärte, am Konzert Teil zu nehmen und einige seiner Flöten-StudentInnen, sowie seine Freunde einlud mit zu kommen.
Auch bei Herrn Nakatsu, der die Karpfenwimpel nach Österreich mitnahm und sie dann in das Katastrophengebiet brachte, möchten wir uns ganz herzlich bedanken.
Sie alle waren uns eine große Hilfe ohne die dieser kulturelle Austausch nicht gelungen wäre.

Dankeschön!

NPO The Blest Council Leiterin /Vortragende Aya
Musikalische Leiterin Naoko Endo

>> Fotogalerie